Willkommen in der Rekonstruktion des Dresdener Zusammenlebens

Zwischen 1772 bis zur bürgerlichen Emanzipation in Sachsen im Jahr 1837 durften die konzessionierten oder geduldeten Jüdinnen und Juden in Dresden nur in der Altstadt wohnen. Die Duldung war jedoch an eine Bedingung geknüpft: Die Gemeindeältesten mussten regelmäßig sämtliche jüdische Haushalte in Listen erfassen und diese bei der Regierung einreichen.

Aus einer dieser Listen in Kombination mit einem historischen Adressbuch Dresdens lässt sich heute die jüdisch-christliche Nachbarschaftlichkeit in Form einer interaktiven Karte rekonstruieren. Diese zeigt, dass bereits vor der formalen Emanzipation Bürgerinnen und Bürger beider Religionen verteilt über alle Altstadtviertel in mehrheitlich gemeinsam bewohnten Häusern lebten. Das und vieles mehr kann auf der interaktiven Karte erkundet werden.

Karte

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Multireligiöse Wohn- und Lebensverhältnisse in der Dresdener Altstadt

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Projekt

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Historische Hintergrundinformationen zum Projekt

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Kritik

Quellenkritik

Herkunft, Aufbereitung und Auswertung der Daten

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Legende

Adressmarker (Form)

jüdische Institutionen (ohne jüd. Haushalt)
jüdische und nicht-jüdische Haushalte
ein jüdischer Haushalt (kein nicht-jüdischer Haushalt bekannt)
mehrere jüdische Haushalte (kein nicht-jüdischer Haushalt bekannt)

Adressmarker (Farbe)

bemittelt
unbemittelt
arm
sehr arm
jüdische Institutionen (ohne jüd. Haushalt)

Liste der Haushalte (nach Klick auf Marker)

jüdischer Haushalt
Hausbesitzende
Zahl der Söhne/Töchter

Legende zur Statistik

Statistik zur Berufsklassifikation
Statistik zu den Vermögensverhältnissen
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Hinweise zu den Kartenfunktionen

Über dieses Projekt

1696 holte August der Starke Berend Lehmann als Hofjuden in seine Dresdner Residenz.
1708 erhielt Lehmann einen Schutzbrief, der ihm zusammen mit weiteren Familienmitgliedern Schutz und die Niederlassung in Dresden zusicherte. Nach über 250 Jahren siedelten damit erstmals wieder Jüdinnen und Juden in der Stadt. Sie unterlagen aber weiterhin starken Restriktionen, die im Judenmandat von 1746 niedergelegt wurden. Bei Ende des Siebenjährigen Krieges lebten 809 Juden in der Stadt. Ab 1772 bis zur bürgerlichen Emanzipation in Sachsen im Jahr 1837 durften die konzessionierten oder geduldeten Jüdinnen und Juden nur in der Altstadt wohnen. Zudem war ihnen bis 1838 formal jeder Immobilienerwerb untersagt.

Quellenkritik

Die Ältesten musste regelmäßig Listen aller jüdischen Haushalte an die Regierung liefern.
Eine dieser Listen, das Verzeichnis der israelitischen Gemeinde zu Dresden, im März 1835 (Sächsisches Staatsarchiv, 10736 Ministerium des Innern, Nr. 00826c, Acta, die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen in Beziehung auf den Staat betr: 1837, Bd. III), bildet die Grundlage der Karteneinträge. Sie enthält zu jedem jüdischen Haushalt (in der Bewohnerliste, die nach Klick auf einen Marker anzeigt wird, mit ✡ gekennzeichnet) u. a. die Wohnadresse, Namen der Familienmitglieder, die Tätigkeit sowie Angaben zu den Vermögensverhältnissen (bemittelt / unbemittelt / arm / sehr arm).

Die christlichen Nachbarn der jüdischen Haushalte wurden anhand des Dresdner Adress-Kalenders von 1837 (digital.slub-dresden.de/id20168218Z) recherchiert. Dieser enthält im „Alphabetischen Verzeichnis der Einwohner Dresdens, mit Bemerkungen ihres Standes oder Geschäftes, der Straßen in welchen dieselben wohnen und der Hausnummer“ unter dem Namen des Hausvorstands Angaben zu Adresse und Gewerbe (Bsp: Franke, Leop. Ephr., Böttcher, Hbs., Baderg. 450 1 Tr.). Auch die Lage der Wohnung innerhalb des Hauses (hier 1 Treppe hoch, also 1. Stock) ist gekennzeichnet, Hbs. steht für Hausbesitzer (in der Karten verwenden wir dafür das Symbol ⌂). Hausbesitzer, die nicht selbst im Haus wohnten, wurden gemäß dem „Verzeichnis sämmtlicher Häuseren und teren Besitzer“ (digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/6413/303) im selben Adress-Kalender ergänzt.
WICHTIG: Der Adress-Kalender ist nicht vollständig (evtl. waren die Einträge kostenpflichtig). Es kann deshalb sein, dass bei Adressen, zu denen wir nur jüdische Familien verzeichnen (z.B. Scheffelgasse 187) noch weitere Nachbarn mit im Haus lebten.

Angaben zu jüdischen Schulen aus [Pitsch 2016]. Betstuben und weitere jüdische Einrichtungen gemäß Hinweisen von Daniel Ristau, siehe auch [Hativka 2006].

Als Kartenlayer dient Johann Gotthold Heßler, Grundriß von Haupt- und Residenz-Stadt Dresden nebst den Vorstädten, 1:4 000, Lithographie, 1833, www.deutschefotothek.de/documents/obj/70400013.

Die sowohl im Stadtplan als auch im Adress-Kalender und dem Verzeichnis der israelitischen Gemeinden einheitlich verwendeten Hausnummern sind die alten Brandkatasternummern bis 1839. Eine Konkordanz zwischen den neuen und alten Brandkatasternummern und der Gassennummer liefert [Heßler 1840].

Literatur

Weitere Informationen gesucht!

Um ein vollständigeres Bild des christlich-jüdischen Zusammenlebens zeichnen zu können, benötigen wir weitere Informationen. Wenn Sie über entsprechende Hinweise oder gar umfassendere Datenbestände verfügen, können Sie sich gerne über das untenstehende Kontaktformular bei uns melden. Gesucht werden vor allem Angaben über nichtjüdische Nachbarn an den genannten Adressen.

Über Feedback und Anregungen zur Website freuen wir uns ebenfalls!










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Danksagung

Weitere Projektmitarbeiterinnen:
Brita Hanafy, Adressbuchrecherche
Lucy Salmon, Bildrecherche

Dr. Daniel Ristau hat uns durch detaillierte Hinweise zu Dresdner Jüdinnen und Juden sowie Standorten und Dauer der verschiedenen Betstuben und Privatsynaogen unterstützt.

Wir danken Prof. Dr. Stephan Laux, Professur für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier und Wissenschaftlicher Leiter der „Armenkarte 1832“ und Prof. Dr. Julia A. Schmidt-Funke, Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Leipzig für ihre wertvollen Hinweisen zu den Wohnverhältnissen im frühen 19. Jahrhundert.